Ist gutes Englisch noch In?

Englisch ist unbestritten die Weltsprache Nummer Eins. 2012 sprachen knapp 1,5 Milliarden Menschen Englisch, 1,1 Milliarden Chinesisch und demgegenüber nur 105 Millionen Menschen Deutsch. Eine Statistik der Wirtschaftswoche belegt dies. Doch dort ist auch zu lesen, dass von diesen 1,5 Millarden Menschen lediglich 375 Millionen Muttersprachler sind. Und da liegt der Knackpunkt an der Sache.

Nach meiner Meinung kann man nur mit seiner Muttersprache kunstvoll Wörter jonglieren, richtig ausschweifende Satzkombinationen kreieren und linguistisch Hochwertiges erschaffen. Gerade als Übersetzer, der sich ja mit Fremdsprachen mehr als intensiv auseinandersetzt und diese in allen Nuancen beherrscht, wird man sich jeden Tag aufs Neue bewusst, dass die eigene Muttersprache die einzige Sprache ist, die man annähernd perfekt beherrschen kann.

Es ist schon richtig, dass heutzutage in vielerlei Hinsicht ohne eine zumindest grundlegende Kenntnis des Englischen schwer voranzukommen ist. Auch kommt man im Urlaub – egal wo man sich befindet – mit etwas Englisch und guter Gestik immer ans Ziel. Doch wie sieht es mit der korrekten Aussprache aus, mit richtiger Punktuation und mit Sätzen, die mehr als 20 Wörter beinhalten?

Die heutige immer stärker von digitalen Medien bestimmte Welt wird zwar immer mehr vom Englischen bestimmt, aber das, was da im Internet, mit SMS/WhatsApp & Co., in TV-Shows oder im Popcorn-Kino verbreitet wird, ist alles andere als gutes Oxford-English! Jeder kommuniziert hier mit jedem und jeder kann schreiben, was er möchte – keine Korrektur, keine Verbesserungsvorschläge, kein Stirnrunzeln eines Native Speakers. Das Problem an der Sache liegt daran, dass jeder, der beispielsweise einen Artikel im Internet aufruft oder sich in einem Forum beteiligt, meint, »richtiges Englisch« zu lesen. Man übernimmt Sätze oder Floskeln, weil sie cool klingen oder weil sie schon öfters an anderer Stelle gestanden haben. Doch verifiziert wird hier nichts.

So sind alle Regeln, Grammatiken und Unterrichtsbemühungen der Schulzeit schnell vergessen und man reiht sich ein in den allgemein üblichen, praktizierten Jargon. Smileys, Emotikons und was sonst noch alles tun ein übriges, um gutes British- oder American-English zur Randerscheinung werden zu lassen.

Es stellt sich mir letztendlich nur die Frage: Ist Englisch nun Weltsprache oder Allerweltssprache?