Wie übersetze ich ein Buch, ohne dem Autor des Originals zu nahe zu treten und trotzdem meine eigene »Duftmarke« zu setzen? Mir selbst diese Frage zu stellen, darauf habe ich sehr lange warten müssen.
Aber jetzt ist es endlich soweit! Ein Verlag aus Italien hat mich um die Jahreswende herum kontaktiert und mir eine Buchübersetzung angeboten. Nach längeren Verhandlungen über das berüchtigte Kleingedruckte im Vertrag habe ich vor drei Wochen das Original – schön ordentlich in Geschenkpapier verpackt im WeTransfer-Ordner – zugesandt bekommen.
Seitdem gibt es zwei verschiedene Welten, in denen ich mich bewege: Zum einen meine tägliche Arbeitswelt – sozusagen der normale Wahnsinn – mit Unterricht, Conversation Courses, Übersetzungen und ein wenig Studioarbeit, und zum anderen die eigenständige, völlig isolierte Welt dieses Buches: Auf der Suche nach immer neuen Funden, Theorien und Beweisen über eine Zeit so um die 150 Millionen Jahre vor unserem Dasein, bewege ich mich meist nachts in den nordamerikanischen Wäldern, chinesischen Steppen, afrikanischen Wüsten und australischen Küstenregionen unter einer Vielzahl von mächtigen, überraschend kleinen, ziemlich schrägen und manchmal auch sehr modern wirkenden Dinosauriern.
Diese Welt ist außerordenlich faszinierend. Und es ist wirklich nicht einfach, dem Autor des Originals, der bei der Einführung des einhundertunddreiundfünzigsten Dinos schon mal die ein oder andere Wiederholung im Text einfließen lässt, nicht zu nahe zu treten, wenn ich versuche, das Ganze gut einzudeutschen …